Zitat von sprudel
DU bestimmts immer noch deine eigene bildung, du bist dafür verantwortlich was du wirst. und es ist nunmal so, dass die besten am meisten vom kuchen abbekommen, geht leider nicht anders (angebot/nachfrage). und bei der ganzen geschichte ist es jedem selbst überlassen wie viel er vom kuchen abhaben will.
Ich nehme an, der Schreiber dieses Zitates kommt aus dem gehobenen Mittelstand, kann einer geregelten Beschäftigung nachgehen (incl. Schulbesuch) und es mangelt ihm an nichts, was das Leben angenehm macht.
Aus einer solchen Position fällt es nicht schwer an Chancengleichheit zu glauben.
Dass die These von den unbegrenzten Möglichkeiten des Einzelnen aber ein Ammenmärchen ist muss eigentlich jedem klar sein, der Augen und Ohren offen hält.
Nehmen wir anlässlich des erst kurz zurückliegenden Weltfrauentages z.B. die Geschlechterzugehörigkeit.
Im Englischen gibt's zum Thema Männer/Frauen bei der Arbeit eine interessante These
Whatever women must do they must do twice as well as men to be thought half as good. Luckily, this is not difficult.
Wenn man mal von dem 2. sehr optimistischen Teil der Aussage absieht wird hier schon der Nagel auf den Kopf getroffen - Frauen haben einfach nicht die gleichen Chancen wie Männer bzw. sie müssen wesentlich härter dafür kämpfen. Auf einen kurzen Nenner gebracht:
Gleicher Job, weniger Geld, längere Arbeitslosigkeit, geringere Aussichten auf Führungspositionen: Die Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt liegt noch in weiter Ferne.
Ein anderer Punkt ist unser Bildungssystem. Die Ansicht, dass unser 3-gliedriges Schulsystem eher auf Selektion als auf individuelle Förderung und die Schaffung von Chancengleichheit ausgerichtet ist wird immer stärker vertreten. Dass Kinder aus sozial schwachen Familien oder aus Familien mit migrantischem Hintergrund von vornherein schlechtere Aussichten haben ist wohl unbestreitbar.
Wie sieht's im Berufsleben aus? Hierzu ein Spiegelzitat:
Jeder kann den Aufstieg schaffen, allein Können, Talent und Fleiß ölen die Karriere - nichts als eine schöne Fata Morgana. In Wahrheit bleibt Deutschland eine geschlossene Gesellschaft. Beruflicher Erfolg wird über Generationen vererbt. Gerade auf den Chefetagen gilt das U-Bahn-Prinzip: Wer drin ist, hält die Tür zu.
Eine Studie zu diesem Thema aus den 90er Jahren hat ergeben, dass 82 Prozent der Chefs in Deutschland selber einen Chef zum Vater haben. Seit den zwanziger Jahren hat sich wenig geändert: Eine Oberschicht besetzt Generation für Generation die Führungspositionen.
Yo, theoretisch kann jeder der will. Aber praktisch müssen manche schon erheblich mehr wollen als andere, um auch nur halb so weit zu kommen.
Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)