Gewinne privatisieren, Verluste verstaatlichen?

  • Diskussion

  • mcm81
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  • Gewinne privatisieren, Verluste verstaatlichen?

    Hi

    Ich weiß nicht was ihr davon haltet, dass Milliarden"Konjunktur"Pakete geschnürrt werden.
    Ich finde es ist eine Frechheit das die Milliardengewinne in einige Taschen geflossen sind, und das jetzt, in schlechten Zeiten, wieder der kleine Bürger geschröpft wird.
    Für den normalen Bürger in der witschaftlichen Krise werden die "Subventionen" immer weiter gekürzt, und Selbstverantwortung ind Selbstinitiative gefordert.
    Während sich Banken nichtmal zum Schuldenerlass oder ähnlichem Aufraffen können, im gegenzug für Milliardengeschenke.

    Sicherlich werden jetzt eineige vom Dominoeffekt anfangen und die Banken als Rückgrat unserer Wirtschaft bezeichnen.
    Dazu: -Die Banken haben sich ihrerseits schon lange von der heimischen Wirtschaft verabschiedet und spielen sich als GLOBALPLAYER auf.
    - Jeder Arbeitnehmer und Mittelständische Unternehmer stärkt die Wirtschaft, für die wird aber nur ein Dreck getan.

    Gruß
  • Deinen Aufschrei will ich hören, wenn die Bank, auf der dein Geld liegt, Pleite geht.

    Dieses dummdreiste Gelaber geht mir schon seit einiger Zeit auf den Keks. Kommt sowas wie die Abwrackprämie nicht auch im Endeffekt den Beschäftigten der Automobilindustrie zugute? Oder wovon gehst du aus?

    ---

    Meiner Meinung nach müsste sich der Staat komplett aus der nachfrageorientierten Politik zurückziehen und durch gleichmäßige Investitionen auf die angebotsorientierte Variante umstellen.

    DENN, was wir zur Zeit erleben ist:

    Hochkonjunktur = gerade mal ein ausgeglichener Haushalt
    Depression = Nachfrage (also Schulden) ohne Ende

    Wenn es der Staat schaffen würde, die Schulden in der Hochkonjunktur wieder einzuholen, dann hätten wir kein Problem. So wie es jetzt läuft verschulden wir uns über einen langen Zeitraum gesehen enorm.

    Meine Schlussfolgerung: Rückzug des Staates als Nachfrager am Markt oder zumindest in der Form, dass die Investitionen konjunkturunabhängig laufen.
    Das Leben ist zu kurz um langsame Musik zu hören.
  • @BrutusBrutalo
    Erstmal Danke das du gleich persönlich wirst.
    Du redest aus einer rein volkswirtschaftlichen Sicht, ist schon klar dass in der Konjunktur Subventionnen reduziert und die Nachfrage in schlechten Zeiten beständig gehalten werden sollte.
    ABER wir reden hier von einem Wirtschaftssystem das viele Leute zur Selbstbedienung nutzen und bei Fehlverhalten mit nichts haften. Eine Gesellschaft die nur doch den Konsum lebt und sich über diesen definiert.
    Ich wünsche mir Manager die nicht wie auf dem Fußballtransfermarkt das Geschäft
    wechseln und sich ihrer sozialen Verantwortung bewußt sind.

    Und wenn meine Bank pleite geht dann jammere ich, weil die Finanzexperten Geschäfte abgeschlossen haben von denen sie keine Ahnung haben, was ja egal ist da sie nur Profit machen können und Nix zu verlieren haben.

    Dies ist eine MORALISCHE DEBATTE und keine volswirtschaftliche.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von mcm81 ()

  • mcm81 schrieb:

    Dies ist eine MORALISCHE DEBATTE und keine volswirtschaftliche.

    Richtig, so sehe ich das auch.
    Es soll hier primaer um die Moral gehen, so hatte ich den Startpost auch verstanden.

    Aber wichtiger noch: Es soll nicht auf persoenlicher Ebene diskutiert werden.
    Mit Worten wie "dummdreistes Gelaber" um sich zu werfen diskreditiert einen (gewissermassen) nur und beleidigt andere Leute.

    Und vergleicht dazu bitte noch #3 der Forenspezifischen Regeln.

    MfG
    trxag
  • Solange Manager sich hierzulande fast alles erlauben können, was sie wollen, ist klar, daß eine Schieflage daraus resultiert. Erbebnisorientierte Arbeit sieht anders aus. Aber hierzulände hält jeder Trottel zunächst einmal kräftig die Hand auf und wundert sich dann darüber, daß kein Geld da ist. Mißwirtschaft? Kein Problem, dann nimmt man gegebenenfalls den Hut und kassiert anschließend noch eine fette Abfindung. Schließlich will man ja am 'Erfolg' beteiligt sein und mögliche Verluste trägt am Ende der Steuerzahler.

    Wo gibt es so etwas, im Mißerfolgsfall noch eine fette Abfindung? Wir sollten vielleicht mal darüber nachdenken, ob das hier ein Selbstbedienungsladen für einige wenige ist oder eine angeblich soziales Gemeinwesen.
  • Die Weltwirtschaftskrise ist zum Glück endgültig eingetroffen bzw. wird es immer noch härter. Tja, das passiert halt wenn der Staat sich aus allem raushält und den Banken die Möglichkeit geboten wird ihre Parallelgesellschaft zu eröffnen. Die sollen mal ordentlich auf die Fresse fallen, damit man hoffentlich daraus lernen wird, dass Wirtschaft und Finanzen ohne Staat nicht möglich sind. Wenn die Global Player mal keine mehrere Milliarden € Umsatz machen sondern durch ihre eigene Gier sich gegenseitig ausspielen und zerstören wollen sie gleich wieder Subventionen und ihre faulen Kredite vom Staat aufgekauft bekommen, wofür wieder arme Steuerzahler wie wir ausgebeutet werden.
  • BrutusBrutalo schrieb:


    Meine Schlussfolgerung: Rückzug des Staates als Nachfrager am Markt oder zumindest in der Form, dass die Investitionen konjunkturunabhängig laufen.


    Leider lässt sich das aber nicht immer so schön durchführen, wie flapsig du das hier einfach mal so in den Raum wirfst.
    Natürlich kann ich die Ausgaben als Nachfrager senken, aber dadurch werden bestimmt auch wichtige Investitionen wie z.B. an Schulen / Straßenbau oder ähnliches in Mitleidenschaft gezogen werden.
  • Erstmal Danke das du gleich persönlich wirst.


    Keine Ursache.

    Ich reduziere das "dummdreiste Gelaber" auch nicht auf dich, sondern an all die Spezialisten, die ohne auch nur den Hauch einer Ahnung volkswirtschaftlicher / betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge, meinen in dieser Diskussion ihren Senf dazugeben zu müssen und ihre Parolen zu schwingen.


    Leider lässt sich das aber nicht immer so schön durchführen, wie flapsig du das hier einfach mal so in den Raum wirfst.
    Natürlich kann ich die Ausgaben als Nachfrager senken, aber dadurch werden bestimmt auch wichtige Investitionen wie z.B. an Schulen / Straßenbau oder ähnliches in Mitleidenschaft gezogen werden.


    Es geht nicht darum die Ausgaben zu erhöhen oder zu senken, sondern darum, dass konkunkturunabhängig investiert wird.


    Ansonsten kann ich dieser Diskussion leider nur sehr wenig abgewinnen. Kleiner Denkanstoß an die "Der Staat greift nicht genug ein"-Fraktion:

    Na, wer hat denn den Stein ins Rollen gebracht? Na, wer war das? GENAU - Bill Clinton - mit seinem POLTISCHEN DRUCK (also staatlichem Eingriff) in die Kredivergabe auf dem amerikanischem Markt.

    Bitte immer bedenken, wenn das Geschrei nach staatlicher Kontrolle wieder groß wird.
    Das Leben ist zu kurz um langsame Musik zu hören.
  • LOL,

    immer wieder die Möchtegern-BWLer, die meinen, als einzige Ahnung zu haben.

    Also Bill ist Schuld. :löl:

    Also die Wirtschaftsunternehmen haben alles richtig gemacht und nur, weil irgendwann mal Bill irgendwas beschlossen hat, geht jetzt die Wirtschaft den Bach runter.


    Vielleicht wird dir irgendwann klar, dass das von den Großunternehmen propagierte Wirtschaftssystem nicht nachhaltig ist und nur solange funktioniert, solange es was zum Ausbeuten gibt. Das früher oder später eine "Krise" eintreten musste, war klar.

    Obwohl ich es eher Gesundschrumpfen nennen würde.
  • Obwohl ich es eher Gesundschrumpfen nennen würde.


    So würde ich es auch nennen.

    ---

    Du versuchst mir Dinge in den Mund zu legen, die ich nicht gesagt habe. Bill Clinton hat nunmal den Stein ins rollen gebracht, ob dir das mit deiner Stammtisch-Polemik jetzt passt oder nicht ist da unerheblich.

    Was ich mir wünschen würde, wäre etwas mehr Sachlichkeit in dieser Diskussion und keinen ideologischen Lagerkampf. Wirklich mehr als lächerlich, was beim Thema Finanzkrise für "Experten"-Potential zum Vorschein kommt.

    Aber klar - ich bin der verbledete BWLer und ihr seid die aufgeklärten Freidenker :D

    ---

    Hier das PDF ohne direktem Link:

    ### So auch nicht. ###
    Das Leben ist zu kurz um langsame Musik zu hören.

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von trxag ()

  • @Brutalo:

    Gib es auf, in diesem Forum kannst du nicht ruhig und sachlich argumentieren, weil es hier sofort persönlich und polemisch wird.

    Für die meisten hier gibt es nur schwarz oder weiss, ja oder nein. Sie wünschen sich einen stärkeren Eingriff des Staates, beschweren sich aber zeitgleich, wenn der Staat die Steuern, Abgaben usw erhöht um dieses Eingreifen zu finanzieren.

    Der Ansatzpunkt - zum x-ten Male von mir hier vorgetragen - muss sein, dass der Staat sich kompett aus der Wirtschafts raushält, aber gleichzeitig die rechtlichen Rahmenbedingen schafft, dass etwaigen Ausnutzen dieses freien Wirtschaftssystems von Beginn an unterbunden wird. Bedeutet also nicht, dass man eine Obergrenze für das Gehalt setzt, sondern vielmehr ein Verbot oder 90% Besteuerung von Abfindungen für Vorstände einführt usw.

    Aber das jetzt wieder zu verstehen, sprengt bei einigen Leuten schon wieder die Inteligenz...
  • Leute, Leute, man kann Theman auch diskutieren, ohne gleich eine andere Meinung in persönlicher oder sachlicher Form anzugreifen. Wie wär's stattdessen mit einem Darstellen der eigenen Meinung und deren unterstützenden Argumenten? Wenn einer wirklich von etwas überzeugt ist, wird er sich auch von persönlichen Ansprachen nicht umstimmen lassen. Außerdem: schriftliches Beleidigen, wie schwul ist das denn? Trefft euch und haut euch auf die Fresse wie echte Männer! ;)


    Aber zum Thema (ob ich hiermit eine volkswirtschaftliche oder sonstwelche Sicht vertrete, ist mir ziemlich schnuppe), allerdings ein bisschen generalisierter, um eine Parolendiskussion zu vermeiden:

    Zunächst zur Einführung:
    Wir leben zumindest nach dem Modell in einer sozialen Marktwirtschaft, d.h. unser Staat basiert darauf, dass die freie Wirtschaft eben nicht machen kann, was sie will, sondern einer gewissen staatlichen Kontrolle unterliegt, genauer: der Staat greift in bezug auf die Wirtschaft insbesondere genau dann regelnd ein, wenn soziale Belange, gleich welcher Gruppe, in irgendeiner Weise gefährdet sind. Wer mit diesem Grundprinzip ein Problem hat, sollte sich einen anderen Wohnort suchen, oder noch besser: ein besseres System erfinden (und bitte kommt mir nicht mit Sozialismus. Nein, der funktioniert nicht, hat er nie und wird er nie).

    Meine Meinung dazu: abgesehen davon, dass ich die soziale Marktwirtschaft als Modell zwar gut finde, das Ziel, diese wirklich effektiv umzusetzen, aber recht träumerisch einschätze (und hier sei beispielhaft nur auf die Machtinteressen der Politik und ihre entsprechenden Entscheidungen zugunsten der einen oder anderen Lobby genannt) bin ich der Meinung, dass die staatliche Eingriffnahme in den meisten Fällen zu weit greift, d.h. der Staat sich viel zu oft in wirtschaftliche Bereiche einmischt, wo eine Selbstregulierungsfunktion der Märkte gesünder wäre (! Ich rede hier nicht von staatlichen Eingriffen bei Gesetzesverstößen wie den zahlreichen Bespitzelungsskandalen der jüngsten Vergangenheit oder anderen Formen der Wirtschaftskriminalität !).


    Bsp. Braunkohlesubvention.
    Seit Jahrzehnten werden Milliarden in einem schwarzen Loch versenkt, dass mit jedem Jahr größer wird. Braunkohleabbau (insbesondere über Tage, wie vielerorts in Deutschland praktiziert) ist nicht nur ein energetisches, sondern auch ein ökonomisches Auslaufmodell, deren Kosten und Nutzen in keinem Zusammenhang stehen (vom umweltpolitischen Standpunkt mal ganz abgesehen). Praktisch jedes Argument, außer ein paar Tausend Wählerstimmen, deren Job gefährdet ist, viel wichtiger aber: der Einfluss einer Industrie, die ihre Interessen seit Jahrzehnten erfolgreich wahrt, spricht dagegen. Es passiert - nichts.


    Bsp. Mindestlohndiskussion:
    Ein Arbeiter verdient in seinem Job Geld. Ist ihm dieses Gehalt zu niedrig, wechselt er zu einer anderen Firma, die mehr bezahlt (in Wirklichkeit spielen hier natürlich viele Faktoren eine Rolle, aber lassen wir das Modell mal so reduziert). Folge: im Laufe der Jahre bildet sich für jede Branche und für jeden Beruf ein Mittelwert, um den jedes Gehalt in dieser Branche mehr oder weniger stark schwankt. Ist dieser ermittelte Mittel-Lohn für eine Branche zu niedrig, wird ebendiese Branche Schwierigkeiten haben, genügend Arbeitskräfte anzuwerben, die für diesen niedrigen Lohn arbeiten gehen möchten. Folge: der Lohn muss angehoben werden, um die Attraktivität wieder zu steigern.

    Ein Beispiel für diese Entwicklung ist gerade im Gesundheitswesen zu beobachten: es gibt immer weniger Ärzte in Deutschland. Die, die sich diese lange Ausbildung antun, gehen z.B. nach England, wo der Lohn deutlich höher ist. Die Branche hat in Deutschland also über kurz oder lang nur die Wahl, die Gehälter zu erhöhen, oder zuzusehen, wie sie vor die Hunde geht.

    Was passiert nun, wenn der Staat dieser Entwicklung auf die Sprünge helfen will und einen, wie hoch auch immer anzusetzenden, Mindestlohn einführt? Unternehmen, die bisher unter diesem Mindestlohn lagen und dafür ihre Gründe hatten, werden, um die Kosten nicht ansteigen zu lassen, einen Teil der Mitarbeiter entlassen. Diese stehen nun auf der Straße. Unternehmen, die bisher über diesem Mindestlohn lagen, werden sich natürlich nach unten anpassen, um Kosten zu sparen. Ergebnis: der Status quo (in diesem Fall die Zahl der Arbeitsplätze) hat sich verschlechtert.

    Zusätzlich werden die Unternehmen jammern, dass der Mindestlohn die Kosten erhöht und die Preise ihrer Produkte entsprechend erhöhen. Ergebnis: die Mitarbeiter, die ihren Lohn gekürzt bekommen haben, müssen nun auch noch mehr für die Produkte des täglichen Bedarfs ausgeben. Von den Entlassenen mal ganz zu schweigen.

    Endergebnis: alle verlieren, bis auf die Unternehmen (die vielverfluchten "Big Bosse", die sich "mal wieder die Taschen vollmachen"). Trotz alledem wird der Mindestlohn in der Politik fröhlich diskutiert und teilweise bereits umgesetzt.


    Und schließlich:

    Bsp. aktuelle Finanzkrise:
    Menschliche Gier und nichts anderes hat zu der aktuellen Krise geführt. Die der Amis, die sich ohne Kohle, und ohne Perspektive jemals welche zu haben, Häuser bauen wollten. Die der Anleger, die auch bei versprochenen 70% Rendite pro Jahr nicht stutzig werden und das Geld jedem noch so windigen Spekulanten fröhlich in den Rachen schmeißen. Und die der Banker/Broker, denen 0,5% Provision für einen läppischen Fonds nicht ausgereicht haben und die deshalb mit Hedge-Fonds und Leverage-Effekt und, nennen wir das Kind beim Namen, Roulette-Spielchen ihre Gewinne verzehnfachen wollten.

    Zumindest zwei der genannten drei Gruppen haben das Finanzroulette ziemlich nachhaltig verloren und es steht zu erwarten (wobei man die menschliche Dummheit nie unterschätzen sollte), dass diese die begangenen Fehler nicht wiederholen wollen bzw. sie nicht wiederholen können.

    Effekt: der Markt reguliert sich selbst. Der Immobilienmarkt in Amiland ist auf Jahrzehnte im Keller, Anleger haben kein Geld mehr zum sinnlos verpulvern und Banker/Banken sind pleite und haben zusätzlich jedes Vertrauen auf viele Jahre verspielt. So oder so: dieses Szenario wird sich, staatlicher Eingriff hin oder her, so schnell nicht wiederholen. Im Gegenteil: staatlicher Eingriff sorgt gerade in den USA dafür, dass einige Bankrottbanken genug Milliarden zugeschustert bekommen haben, ihren Managern satte Boni zahlen zu können. Ohne staatlichen Eingriff wären diese Boni gezwungenermaßen etwas dürftiger ausgefallen. Mit staatlichem Eingriff aber wird dafür gesorgt, dass nachweislich schlecht wirtschaftende (oder sogar unmoralische) Unternehmen/Banken da weitermachen können, wo sie beinahe aufgehört worden wären.

    Noch ein Wort zu den sicherlich von euch nun lauthals beschrieenen Einzelschicksalen (Omas Rente, Fließbandarbeiter bei Opel):

    Omas Rente ist futsch (wenn Oma dumm genug war, auf ihre alten Tage noch eine schnelle Mark mit finnischen Erdölzertifikaten machen zu wollen. Ja, klar war die Bank schuld. Vielleicht stimmt es ja sogar. Aber will ich dieser Bank nun auch noch das Überleben sichern???). Daran ändert auch keine staatliche Bürgschaft mehr was.

    Und der Opel-Arbeiter? Zugegeben, dieser könnte für 3 Jahre gerettet werden. Nur aber, um dann durch eine neue bekloppte Fusion oder schlechtes Management endgültig rauszufliegen. Probleme wie das von Opel haben nichts mit der aktuellen Situation zu tun, sondern sind viele Jahre alt und hausgemacht (z.B. aufgrunddessen, dass auch der deutsche Automobilmarkt schon seit vielen Jahren stark subventioniert wirdn und deshalb wie die Made im Speck auf entscheidende Innovationen verzichtet hat). Und ich bin wirklich heftig dagegen, schlechtem Geld nun auch noch gutes hinterherzuwerfen. Arbeitlosenzahlen hin oder her.


    Also (um endlich zum Ende zu kommen und das Threadthema zu beantworten, ohne auf die sehr stammtischhaften Parolen von mcm81 näher einzugehen):

    Gewinne privatisieren, ja bitte! Verluste aber bitteschön auch!


    Puuuuuhhh, laaaanger Post, aber so ein Thema lässt sich nicht in zwei Sätzen abhandeln (obwohl es noch soviel mehr zu schreiben gäbe). Bin auf eure Kommentare gespannt.


    Ach ja: eine kleine Bosheit kann ich mir am Ende doch nicht verkneifen: ;)

    Ganz schön hart schrieb:

    Aber das jetzt wieder zu verstehen, sprengt bei einigen Leuten schon wieder die Inteligenz...


    Wie sehr ich es doch liebe, wenn jemand eines anderen "Inteligenz" anzweifelt...

    :löl:


    Greetz
    MetalMatze

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  • @Matze:

    Du wirst noch merken, was ich meine :)

    Die Problematik, die ich jedoch sehe ist folgende: Da stürzen sich die Amis - und mit ihnen fast der Rest der Welt auf das billige Geld. Es entsteht eine riesige Blase, die auf nichts als billigem Geld gebaut ist.

    Es kommt nun zum Platzen der Blase. Und wie versucht man den Untergang zu verhindern? Indem man neues, billiges Geld zu Verfügung stellt.

    Ich wüsste selber keinen Weg aus der Krise, aber dieses Verhalten macht mich sehr nachdenklich...
  • Ganz schön hart schrieb:



    Die Problematik, die ich jedoch sehe ist folgende: Da stürzen sich die Amis - und mit ihnen fast der Rest der Welt auf das billige Geld. Es entsteht eine riesige Blase, die auf nichts als billigem Geld gebaut ist.

    Es kommt nun zum Platzen der Blase. Und wie versucht man den Untergang zu verhindern? Indem man neues, billiges Geld zu Verfügung stellt.

    Ich wüsste selber keinen Weg aus der Krise, aber dieses Verhalten macht mich sehr nachdenklich...


    Da sind wir doch im Prinzip einer Meinung - nur nicht, was z.B. die Vorstandsabfindungen angeht, denn wenn du gesetzlich Abfindungen oder Bonuszahlungen verbietest oder in dem von dir vorgeschlagenen Maße einschränkst, wird kein Manager mehr dumm genug sein, sich auf die Risiken und Nachteile seines Jobs einzulassen.

    Wenn ich in der Woche 70-80 Stunden arbeite (und glaub mir, das ist ab gewissen Gehaltsstufen Standard) und zusätzlich der Gefahr ausgesetzt bin, bei der ersten wirtschaftlichen Fehleinschätzung fristlos rauszufliegen (verbunden mit der Schwierigkeit, einen neuen Job zu finden: in gewissen Kreisen kennt jeder jeden und keiner mag erwiesene Trottel in den eigenen Reihen) - warum sollte ich das Ganze auf mich nehmen, ohne auch nur für die ersten paar Monate finanziell abgesichert zu sein bzw. warum sollte ich mich mit 150% Einsatz für den Erfolg einer Firma zeigen, wenn ich an diesem Erfolg nicht persönlich partizipiere?

    Dazu kommt noch: die wirklich großen, reichen, wichtigen, über die sich die Nation so gerne unwissenderweise im Bildzeitungsstil aufregt, kriegst du eh nicht dran. Weder mit Gesetzen (diese Leute sind jeweils Vertreter einer Lobby mit mehreren Zehntausend Wählern, die zusätzlich noch geschickt und machtvoll genug sind, sich auf jede neue Gesetzeslage mit einem neuen Schlupfloch einzustellen, s. gerade gesehen: Zumwinkel (trotz nicht nur unmoralischem, sondern unbestritten glasklar gesetzeswidrigen Verhaltens)), noch mit moralischen Apellen (hätten diese Leute ein Gewissen, wären sie nie dahin gekommen, wo sie stehen).

    Mal ganz abgesehen davon: Abfindungen findest du in vielen Firmen schon in unterer bis mittlerer Position nach 2-3 Jahren Tätigkeit für das Unternehmen (so kriegst du z.B. sogar bei der Bundeswehr als Berufssoldat nach der vorgeschriebenen Dienstzeit mit Mitte 50 mehr als 50.000,- € plus anschließende Jobgarantie im öffentlichen Dienst). Willst du das auch alles verbieten? Wo soll eine Grenze gezogen werden? Welchen Anreiz habe ich dann überhaupt noch, mich nach einer gewissen Zeit beruflich weiterentwickeln zu wollen und mich dem Risiko einer neuen Jobsuche auszusetzen?


    Fragen über Fragen, über die du dir vor solchen Forderungen klarwerden solltest.

    Ich sehe auch keinen Weg aus der Krise außer der Selbstregulierung der Märkte über die Zeit. Heißt also: aussitzen und aus den Fehlern anderer (oder aus den eigenen), da nützt alles nichts. Bei der ganzen Diskussion kann es meiner Meinung nach nur darum gehen, zukünftig solche Krisen zu verhindern.

    Und da bin ich bei dir: Sorge macht mir, was diese Krise uns über die menschliche Natur sagt - staatliche Kontrolle hin oder her...

    Matze
  • Ich habe nie gesagt, dass Bonuszahlungen gekappt werden sollten. Abfindungen sind demhingegen etwas anderes: Wenn du nichts leistest, bekommst du keinen Bonus. Im Gegensatz dazu kriegst du aber Abfindungen, auch wenn du nichts geleistet hast, Stan O`Neal sei hier einmal genannt.

    Du musst vor allem dafür sorgen, dass die eingegangenen Risiken nicht so groß werden, dass sie das gesamte Unternehmen in Schieflage bringen können. Du übertreibst in deiner Darstellung, dass man nach nur einer Fehlentscheidung fliegt. Und selbst wenn man fliegt, kann es nicht der Sinn sein, dass man dann noch eine Abfindung bekommt. Das Gegenteil ist der Fall: Selbst wenn du eine Fehlentscheidung triffst und fliegst, kann du dir sicher sein, dass du sowieso noch eine schöne Abfindung bekommst. Dies führt zu einer übermäßigen Risikoausnutzung.
  • Hier machst du meiner Ansicht nach einen Fehler in der Grundannahme: Abfindungen sind nichts, was dir für irgendeine Leistung oder Nichtleistung ausgezahlt wird. Diese Zahlungen sind völlig von dem abgekoppelt, wie sich der Manager im Unternehmen eingebracht hat. Sie sind vielmehr bei der Einstellung vereinbarte Bestandteile des Vertrages, den das Unternehmen mit dem Manager eingeht. Es ist also in diesem Fall völlig schnurz, ob du das Unternehmen zum Weltmarktführer machst oder gegen die Wand fährst.

    Abfindungen sind ein Vertragsbestandteil wie Überstundenregelung oder Urlaubsanspruch. Die Abfindung kann z.B. dann fällig werden, wenn das Unternehmen seinen Teil des Vertrages, also meinetwegen eine Beschäftigungsdauer von 5 Jahren, nicht erfüllt. Es ist auch üblich, dass Abfindungen mit der Dauer des Beschäftigungsverhältnisses ansteigen (weil die gegenseitige Abhängigkeit steigt). Und du kannst keinem Arbeitnehmer nicht einfach eine vertraglich zugesicherte Beschäftigungsbedingung kappen. Das wäre genauso, als wenn du plötzlich den Urlaubsanspruch kürzt. Das Unternehmen würde sich in Nullkommanichts vor einem Arbeitsgericht wiederfinden und verlieren. Umgekehrt wird sich kein Mitarbeiter, schon gar kein hochspezialisierter Manager, auf einen Vertrag einlassen, der seinen Vorstellungen, z.B. hinsichtlich einer Abfindung, widerspricht.

    Und von wegen nichts geleistet: die Leistung des Arbeitsnehmers besteht darin, dass er seine Arbeitskraft dem Unternehmen zur Verfügung stellt. Erfolg hat damit nichts zu tun, das wird über die erwähnten Boni geregelt.

    Und zum Thema Übertreibung: ich habe nicht behauptet, dass man nach einer Fehlentscheidung fliegt. Fakt ist aber, dass man fliegen KANN, je nachdem, wieviel Scheiße man gebaut hat - wie jeder einfache Arbeitnehmer auch. Nur mit dem Unterschied, dass diese, um (zumindest nach der Probezeit) rausgeschmissen zu werden, schon goldene Löffel klauen oder in erheblichem Maße Nichtleistung erbringen, d.h. in irgendeiner Weise aus gesetzlicher Sicht die Vertragsbedingungen nicht erfüllen müssen (sonst wieder: Arbeitsgericht), bevor da etwas anbrennt. Bei Managern reicht demgegenüber schon ein wirtschftlicher Misserfolg trotz Arbeit und Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen. Dass diese dann die vertraglich vereinbarte Abfindung trotzdem bekommen müssen, ist meiner Ansicht nach absolut richtig. Und: wenn diese Manager tatsächlich gesetzeswidrig handeln (Betrug, Insidergeschäfte o.ä.) fliegen sie auch ohne Abfindung, dafür gibt es zahlreiche Beispiele.

    Und Thema Risiko: welcher Manager hat ein Interesse daran, ein untragbar hohes Risiko für die Firma einzugehen? Grundsätzlich habe ich als Arbeitnehmer ja nicht das Interesse, in 10 Jahren bei möglichst vielen Firmen angestellt zu sein, sondern einen lukrativen Job und einen lukrativen Vertrag möglichst zu behalten - wer weiß, was danach kommt.

    Und: auch diese Leute müssen die Entscheidungen, die sie treffen, vor firmeninternen Gremien rechtfertigen. Auch diese Leute wissen, dass das Ganze schiefgehen kann. Und dann ist eben nicht nur die Firma dran, sondern auch mein Image als erfolgreicher Manager im Arsch. Und was nützt es mir, dass ich 100.000,- Abfindung habe (die Millionensummen, die durch die Medien gehen, sind genausoeine verschwindend geringe Prozentzahl wie die Millionengehälter bei Fußballern), wenn ich die nächsten 30 Jahre davon leben muss? Wie gesagt: nicht nur die paar großen Namen, die durch die Presse gehen, sind für alle Zeiten in ihrem Job verbrannt. Eine größere Masse (wenn man in diesen Bereichen überhaupt von Masse sprechen kann), kann auch plötzlich auf der Straße stehen und muss sich einem möglichen neuen Arbeitgeber gegenüber rechtfertigen, warum man den Job gewechselt hat und was dieser Jobwechsel möglicherweise mit dem Kurssturz der Aktie einen Monat zuvor zu tun hat.
  • MetalMatze schrieb:

    Es ist also in diesem Fall völlig schnurz, ob du das Unternehmen zum Weltmarktführer machst oder gegen die Wand fährst.


    Es ist nur die Frage, warum jemanden, der nachweislich 20M€ Verlust gemacht hat, dessen Verluste also bewiesener Maßen geringer sind als sein erbrachter Gewinn/Leistung, noch eine Abfindung bezahlt werden muss. Wie rechtfertigst du so ein Vorgehen?

    MetalMatze schrieb:


    Bei Managern reicht demgegenüber schon ein wirtschftlicher Misserfolg trotz Arbeit und Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen.


    Das Problem ist nur, dass viele Manager nicht nach bestem Gewissen entscheiden. Herr Mehdorn oder Herr Thain seien hier als Beispiele genannt.

    MetalMatze schrieb:


    Und Thema Risiko: welcher Manager hat ein Interesse daran, ein untragbar hohes Risiko für die Firma einzugehen?


    Eine Vielzahl von Tradern und Managern, die sich des Risikos a) nicht bewusst sind oder sich b) vollkommen überschätzen. Diese Reihe reicht von Ackermann über Thain, Lewis, bis hin zu "Größen" wie Meriwether, Hunter...die Liste liesse sich endlos fortsetzen.

    MetalMatze schrieb:


    Grundsätzlich habe ich als Arbeitnehmer ja nicht das Interesse, in 10 Jahren bei möglichst vielen Firmen angestellt zu sein, sondern einen lukrativen Job und einen lukrativen Vertrag möglichst zu behalten - wer weiß, was danach kommt.


    Wenn du deine ersten 10m verdient hast, siehst du das so nicht mehr.

    MetalMatze schrieb:

    Und: auch diese Leute müssen die Entscheidungen, die sie treffen, vor firmeninternen Gremien rechtfertigen. Auch diese Leute wissen, dass das Ganze schiefgehen kann.


    Das ist ziemlich naiv. Welches Aufsichtsratsmitglied - das neben dem Mandat bei der Deuba auch ein Mandat bei der Postbank, VW, Bayer und Infineon hat - befasst sich bitte mit der mittleren Tranche einer CDO oder dem Physical-Financial-Swap im Strombereich?
  • Uiuiui, jetzt geht's aber richtig durcheinander...

    Also:

    Ganz schön hart schrieb:

    Es ist nur die Frage, warum jemanden, der nachweislich 20M€ Verlust gemacht hat, dessen Verluste also bewiesener Maßen geringer sind als sein erbrachter Gewinn/Leistung, noch eine Abfindung bezahlt werden muss. Wie rechtfertigst du so ein Vorgehen?


    Erstens geht es hier wie erwähnt nicht darum, dass ich oder sonstjemand diese Abfindungen rechtfertigen muss/will. Dass das vom moralischen Standpunkt aus nicht zu rechtfertigen ist, steht außer Diskussion. Auch, dass die entsprechenden Firmen einem solchen Mitarbeiter diese Abfindungen nicht freudestrahlend und mit Kusshand auszahlen ist eine Selbstverständlichkeit. Aber nochmal: (und hier sei einmal die vielleicht weiseste aller Ferengi-Erwerbsregeln auf die Menschheit adaptiert): "Ein Vertrag ist ein Vertrag ist ein Vertrag". Zähneknirschen und Fäusteballen hin oder her.

    Ganz schön hart schrieb:

    Das Problem ist nur, dass viele Manager nicht nach bestem Gewissen entscheiden. Herr Mehdorn oder Herr Thain seien hier als Beispiele genannt.


    Wie ebenfalls bereits erwähnt: Manager dürfen kein Gewissen haben, sonst werden sie niemals gute Manager. Ob es um unpopuläre Massen-Entlassungen, Auslagerungen von Firmenteilen ins Ausland oder sonst eine dem gemeinen Volk sauer aufstoßende Politik geht: meines Erachtens haben 95-95% der Manager halt das Wohl ihrer Firma im Auge - und das prügeln sie auf Biegen und Brechen durch. Wenn es um so trottelige Dinge wie z.B. kürzlich im Fall Mehdorn geht, dann ist das entweder Dummheit (was ich nicht glaube) oder aber die Überzeugung, dass die ganze Geschichte eh nicht auffliegt. Bei allem bin ich mir aber sicher: eine solche Maßnahme wurde (wie auch immer, das kann man als Außenstehender gar nicht kapieren) im Firmeninteresse getroffen (und mit Sicherheit nicht von Mehdorn alleine - ein Beweis mehr, dass Top-Manager oft an den Pranger gestellt werden für Mist, den sie nicht unbedingt, zumindest nicht alleine, zu verantworten haben - trotzdem hätte ihn das den Job kosten können/müssen).

    Ganz schön hart schrieb:

    Eine Vielzahl von Tradern und Managern, die sich des Risikos a) nicht bewusst sind oder sich b) vollkommen überschätzen. Diese Reihe reicht von Ackermann über Thain, Lewis, bis hin zu "Größen" wie Meriwether, Hunter...die Liste liesse sich endlos fortsetzen.


    In Fall a): wenn sie sich des Risikos nicht bewusst sind (und manche Sachen kann man eben nicht vorhersehen) , wofür willst du sie dann an den Pranger stellen?
    Und b) Selbst dann: ist das ein bewusstes "Das Geschäft kann eigentlich nur scheitern, aber egal: ich hab heute mal Lust, was gegen die Wand zu fahren, mir passiert ja eh nichts" oder vielleicht doch ein "Hey Leute (nochmal: Gremien!!), ich weiß, es ist echt riskant, aber wenn es klappt, hat die Firma für immer ausgesorgt"? Klar kann man sich über- und das Risiko unterschätzen, aber niemand geht sehenden Auges ins Verderben. Was wäre das Motiv?

    Ganz schön hart schrieb:

    Wenn du deine ersten 10m verdient hast, siehst du das so nicht mehr.


    Großer Irrtum, das seh ich auch noch nach 100 Millionen so! Denn wo die herkommen, ist auch noch viel mehr! Das Vertrauen und die Bereitwilligkeit mir so viel Geld in den Rachen zu schmeißen, muss ich mir bei einem anderen Unternehmen erst wieder sauer verdienen. Wohlgemerkt: nachdem ich einen Mitbewerber in die Kacke geritten habe!!


    Ganz schön hart schrieb:

    Das ist ziemlich naiv. Welches Aufsichtsratsmitglied - das neben dem Mandat bei der Deuba auch ein Mandat bei der Postbank, VW, Bayer und Infineon hat - befasst sich bitte mit der mittleren Tranche einer CDO oder dem Physical-Financial-Swap im Strombereich?


    Und noch eine falsche Grundannahme: wir reden hier nicht von Aufsichtsratmitgliedern in mehreren Großunternehmen (mal abgesehen davon, dass diese Leute bei diesen Großkonzernen vielfach aus der Politik kommen, die haben von Wirtschaft oft eh nicht den blassesten Dunst - kann man in schöner Regelmäßigkeit bei unserem politischen Kurs ablesen). Natürlich kennen die sich nicht mit irgendwelchen Einzelheiten aus. Müssen sie auch nicht, denn nicht der Ausfsichtsrat trifft die strategischen Entscheidungen im Unternehmen, sondern der Vorstand bzw. die von ihm beauftragten Manager. Der Aufsichtsrat darf lediglich hinterher abnicken oder den Vorstand feuern.

    Mit firmeninternen Gremien meine ich vielmehr die Entscheidungsträger der jeweiligen Fachbereiche, die von ihrem Job wirklich was verstehen (z.B. beschäftigt jede mittlere Firma mehrere Leute für's Risikomanagement, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als Projekte vom Standpunkt der Möglichkeit des Scheiterns zu durchleuchten) und die sich zusammensetzen und gemeinsam beraten, was passieren soll. Diesen Menschen legen die Manager ihre Planungen vor, erläutern ihre Zielsetzung und die damit verbundenen Modellvorstellungen. Und wenn der Herr Manager seine Entscheidung da nicht überzeugend wirtschaftlich untermauern und verplausibilisieren kann, hat sich seine Strategie erledigt, noch bevor sie überhaupt zu Ende gedacht ist. Kein Ackermann und wie sie alle heißen kann eigenmächtig irgendwas durchsetzen - zumindest nicht, ohne dafür gerade stehen zu müssen. Immerhin sind auch diese Leute, so schwer manch einem diese Erkenntnis fällt, immer noch Angestellte - sehr gut bezahlt und mit vielen Freiheiten ausgestattet, aber immerhin.


    Und bevor hier endgültig Missverständnisse aufkommen: ich nehme mitnichten einen dieser Vögel in Schutz. Mir schwillt auch der Kamm, was manch einer hinten rein geschoben bekommt - für, in meinen Augen, nichts und wieder nichts (insbesondere z.B. bei den erwähnten Aufsichtsratsposten, aber ich glaube sogar diese Leute haben ihre Daseins- und Verdienstberechtigung, sonst würde es sie nicht geben). Ich will nur zum Nachdenken anregen und klarmachen: Prozesse, die in Führungsebenen ablaufen, sind für niemanden außerhalb des elitären Kreises der Entscheider nachvollziehbar und wirken daher von außen vielleicht oft total idiotisch. Ich bin mir aber 110%ig sicher, dass keine Firma und auch kein Manager dieser Firma sich bewusst dafür entscheidet, sich der völligen Pleite (wirtschaftlich und moralisch) auszusetzen. Sie gehen hohe Risiken ein, haben die Gier gepachtet und verdienen mehr als man in einem Menschenleben ausgeben kann. Im Gegenzug steht aber immer ihr Erfolg an erster Stelle. Und dieser Erfolg wird honoriert. Um ein letztes Mal einen Namen ins Spiel zu bringen: Mitarbeiter wie Öffentlichkeit, die zur Zeit einen Herrn Ackermann oder Mehdorn gerne in die Wüste schicken würden, vergessen, dass diese Leute mit ihren Strategien dafür gesorgt haben, dass ihre Unternehmen im einen Fall jährlich mit zweistelligen Gewinnsteigerungen, im anderen Fall in der Top Ten der größten und erfolgreichsten Institute Europas dastehen.


    Btw: wir sind inzwischen ziemlich vom Thema des Threads abgewichen..

    Greetz
    Matze
  • Ich wünsche mir Manager die nicht wie auf dem Fußballtransfermarkt das Geschäft
    wechseln und sich ihrer sozialen Verantwortung bewußt sind.


    und genau das ist der falsche Kritikansatz, der sich hier duch den ganzen Thread schleicht.

    Wir leben in kapitalistischer Vergesellschaftung und in dieser geht es sowohl in der Finanzwirtschaft, wie auch in der Realwirtschaft nur um Gewinnmaximierung.

    Das Problem hier lediglich in der "Gier" der Menschen, ob es tun Topmanager oder "Spekulanten" sind ist doch sehr einseitig.

    Jeder Arbeitnehmer und Mittelständische Unternehmer stärkt die Wirtschaft, für die wird aber nur ein Dreck getan.

    Und genau deshalb sollten die Banken teilweise gerettet werden, ansonsten wird das für die nämlich nicht mehr so einfach möglich sein.
  • also die überschrift finde ich etwas in die irre führend

    was denkst du wie viel der staat durch die steuern einnimmt die solche riesen konzerne bezahlen??
    würde große banken, autokonzerne und was weiß ich pleite machen hat der staat auch finanziell erhebliche nachteile, sonst hätten sie gar nicht diese ganzen pakete geschnürt

    ohne riesen unternehmen und deren manager wären wir nichts, das sollte mal der allgemeinheit klar werden, anstatt manager zu diskriminieren wie die juden zur hitlerzeit ohne ne ahnung drüber zu haben
  • Martini schrieb:

    was denkst du wie viel der staat durch die steuern einnimmt die solche riesen konzerne bezahlen??


    Dann belege das mal durch Zahlen.


    Es sind die gleichen Manager, die sich noch vor 2 jahren jede Einmischung des Staates verbeten haben, die jetzt nach staatlicher Hilfe schreien.

    Gerade jetzt wird doch wieder deutlich, wie skrupellos diese Leute sind.

    Arbeitnehmer werden entlassen, Hilfen des Staates werden ausgenutzt und gleichzeitig riesen Gehälter an die Manager gezahlt und jetzt oftmals auch Dividenden an die Gesellschafter - und zwar von diesen Hilfen.
  • MetalMatze schrieb:


    Aber nochmal: (und hier sei einmal die vielleicht weiseste aller Ferengi-Erwerbsregeln auf die Menschheit adaptiert): "Ein Vertrag ist ein Vertrag ist ein Vertrag". Zähneknirschen und Fäusteballen hin oder her.


    Und? Dann sollte man es also in zukünftige Verträge nicht mehr hineinschreiben. Wie kann man einem Mann wie Stan O`Neal bitte 160M$ Abfindung zahlen? Da muss doch jemand schon bei der Vertragsgestaltung nicht alle Tassen im Schrank gehabt haben,,,

    MetalMatze schrieb:


    In Fall a): wenn sie sich des Risikos nicht bewusst sind (und manche Sachen kann man eben nicht vorhersehen) , wofür willst du sie dann an den Pranger stellen?


    Dass sie zu dumm sind, das Risiko zu erkennen. Wenn jemand 2M€ als Bonus bekommt, dann muss ich ehrlich gesagt davon ausgehen können, dass er sein eingegangenes Risiko auch abschätzen kann. Kann er das nicht, ist er keinen Cent wert.

    MetalMatze schrieb:


    Und b) Selbst dann: ist das ein bewusstes "Das Geschäft kann eigentlich nur scheitern, aber egal: ich hab heute mal Lust, was gegen die Wand zu fahren, mir passiert ja eh nichts" oder vielleicht doch ein "Hey Leute (nochmal: Gremien!!), ich weiß, es ist echt riskant, aber wenn es klappt, hat die Firma für immer ausgesorgt"? Klar kann man sich über- und das Risiko unterschätzen, aber niemand geht sehenden Auges ins Verderben. Was wäre das Motiv?


    Das irrst du leider gewaltig. Wie oben selber erwähnt hast: Es ist häufig reine Dummheit und Gier, die Menschen handeln lässt. Alleine ein Satz wie "Hey Leute (nochmal: Gremien!!), ich weiß, es ist echt riskant, aber wenn es klappt, hat die Firma für immer ausgesorgt" zeigt doch schon, dass das Risiko/Chance -Verhältnis vollkommen zur Risiko-Seite ausschlägt. Das ist ein "Alles-oder-Nichts" Ansatz. Da können wir gleich ins Casino gehen.

    MetalMatze schrieb:


    Großer Irrtum, das seh ich auch noch nach 100 Millionen so! Denn wo die herkommen, ist auch noch viel mehr! Das Vertrauen und die Bereitwilligkeit mir so viel Geld in den Rachen zu schmeißen, muss ich mir bei einem anderen Unternehmen erst wieder sauer verdienen. Wohlgemerkt: nachdem ich einen Mitbewerber in die Kacke geritten habe!!


    Auch das siehst du falsch. Ich habe so viele schlechte Trader gesehen, die dennoch einen neuen Job gefunden haben, das kannst du dir nicht vorstellen. Lies dir ansonsten mal den Fall von Brian Hunter durch. John Meriwether ist genauso ein Fall.

    MetalMatze schrieb:


    Und noch eine falsche Grundannahme: wir reden hier nicht von Aufsichtsratmitgliedern in mehreren Großunternehmen (mal abgesehen davon, dass diese Leute bei diesen Großkonzernen vielfach aus der Politik kommen, die haben von Wirtschaft oft eh nicht den blassesten Dunst - kann man in schöner Regelmäßigkeit bei unserem politischen Kurs ablesen). Natürlich kennen die sich nicht mit irgendwelchen Einzelheiten aus. Müssen sie auch nicht, denn nicht der Ausfsichtsrat trifft die strategischen Entscheidungen im Unternehmen, sondern der Vorstand bzw. die von ihm beauftragten Manager. Der Aufsichtsrat darf lediglich hinterher abnicken oder den Vorstand feuern.


    Äh, sorry, aber was suchen Leute, die keine Ahnung haben in einer Kontrollinstanz??? Was kontrollieren die denn dann bitte? Ob die Krawatte des CEO gut sitzt? Der Aufsichtsrat ist die wichtigste Kontrollinstanz und überprüft die strategischen Entscheidungen. Wie kann man etwas abnicken, von dem man keine Ahnung hat? Das ist so als wenn ich jemanden eine Herztransplantation durchführen lasse, obwohl ich nicht weiss, ob er überhaupt Arzt ist.

    MetalMatze schrieb:


    Mit firmeninternen Gremien meine ich vielmehr die Entscheidungsträger der jeweiligen Fachbereiche, die von ihrem Job wirklich was verstehen (z.B. beschäftigt jede mittlere Firma mehrere Leute für's Risikomanagement, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als Projekte vom Standpunkt der Möglichkeit des Scheiterns zu durchleuchten) und die sich zusammensetzen und gemeinsam beraten, was passieren soll. Diesen Menschen legen die Manager ihre Planungen vor, erläutern ihre Zielsetzung und die damit verbundenen Modellvorstellungen. Und wenn der Herr Manager seine Entscheidung da nicht überzeugend wirtschaftlich untermauern und verplausibilisieren kann, hat sich seine Strategie erledigt, noch bevor sie überhaupt zu Ende gedacht ist. Kein Ackermann und wie sie alle heißen kann eigenmächtig irgendwas durchsetzen - zumindest nicht, ohne dafür gerade stehen zu müssen. Immerhin sind auch diese Leute, so schwer manch einem diese Erkenntnis fällt, immer noch Angestellte - sehr gut bezahlt und mit vielen Freiheiten ausgestattet, aber immerhin.


    Hahaha, sorry, aber arbeitest du schon? Ich möchte den Risikomanager sehen, der a) wirklich etwas von der Materie versteht - genau das siehst du ja an der momentanen Krise, dass Risiken eingegangen wurden, die keiner verstanden hat ausser den Leuten, die die Produkte entwickelt haben und b) dann auch noch den Mute besitzt, sich gegen eine Entscheidung des Vorstands zu stellen. Du solltest bedenken, dass es genau dieser Vorstand ist, der deine Karriere ziemlich schnell beenden kann.

    MetalMatze schrieb:


    Um ein letztes Mal einen Namen ins Spiel zu bringen: Mitarbeiter wie Öffentlichkeit, die zur Zeit einen Herrn Ackermann oder Mehdorn gerne in die Wüste schicken würden, vergessen, dass diese Leute mit ihren Strategien dafür gesorgt haben, dass ihre Unternehmen im einen Fall jährlich mit zweistelligen Gewinnsteigerungen, im anderen Fall in der Top Ten der größten und erfolgreichsten Institute Europas dastehen.


    Was bringt es, kurzzeitig in den Top 5 zu stehen, wenn man danach Pleite ist und von Staatsgeldern gestützt werden muss?
  • Also irgendwie drehen wir uns hier im Kreis und die Diskussion führt zu nichts.

    Noch ein paar Kleinigkeiten in aller Kürze, dann klink ich mich aus:

    Ist dir eigentlich klar, dass du dir selbst widersprichst und deine Argumente im nächsten Satz wieder aushebelst? Kleines Beispiel gefällig?

    Ganz schön hart schrieb:

    Äh, sorry, aber was suchen Leute, die keine Ahnung haben in einer Kontrollinstanz??? Was kontrollieren die denn dann bitte? Ob die Krawatte des CEO gut sitzt? Der Aufsichtsrat ist die wichtigste Kontrollinstanz und überprüft die strategischen Entscheidungen. Wie kann man etwas abnicken, von dem man keine Ahnung hat? Das ist so als wenn ich jemanden eine Herztransplantation durchführen lasse, obwohl ich nicht weiss, ob er überhaupt Arzt ist.


    Ganz schön hart schrieb:

    Das ist ziemlich naiv. Welches Aufsichtsratsmitglied - das neben dem Mandat bei der Deuba auch ein Mandat bei der Postbank, VW, Bayer und Infineon hat - befasst sich bitte mit der mittleren Tranche einer CDO oder dem Physical-Financial-Swap im Strombereich?


    Ziemlich genau das Gegenteil einer Aussage? Aber es geht noch besser (kleiner Hinweis für den interessierten Leser: es ging u.a. um die Deutsche Bank):

    Ganz schön hart schrieb:

    Was bringt es, kurzzeitig in den Top 5 zu stehen, wenn man danach Pleite ist und von Staatsgeldern gestützt werden muss?


    Ääähh, ja. Stimmt. Die Deutsche Bank ist der Emporkömmling unter den Finanzinstituten am Platz. Und ja: sie ist vollkommen pleite und hat mit vollen Armen Staatshilfen angenommen (im Übrigen genauso wie die Deutsche Bahn, die das zweite angesprochene Unternehmen war) - mal abgesehen davon, dass ich die Entscheidung Ackermann für ziemlich arrogant und bescheuert halte.

    Und schließlich: ja, ich arbeite. Bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (und ja, ich weiß, wir sind an dem ganzen Scheiß überhaupt der Hauptschuldige). Von daher maße ich mir an, die Thematik einschließlich Firmenstrukturen einigermaßen zu durchblicken. Und stell dir vor: ja, es soll Risikomanager geben, die von einer Firma nicht nur bezahlt werden, um die von Mutti gekaufte neue Krawatte im Büro spazieren zu tragen.

    Aber vielleicht würde es dir ganz gut tun, mal nicht alle Stammtischparolen und Horrormärchen aus spiegel.de zu glauben und abzupinnen (und dann auch noch falsch). Aber das scheint ja in diesem Thread sehr beliebt zu sein, wie der Herr Moderator weiter oben beweist.
  • Wo widerspreche ich mich bitte? Aufsichtsratsmitglieder sollten Ahnung haben. Haben sie aber nicht - vor allem, weil sie in er Vielzahl von Aufsichtsräten gleichzeitig sitzen. Wie sollen sie also etwas kontrollieren, von dem sie keine Ahnung haben?

    Zur Deuba: Schau dir mal die League Tables an. Dort wirst du erkennen, wie doe Deuba gerade in den letzten Jahren sich extrem schnell und weit nach oben gearbeitet hat. Dies wurde vor allem durch London getragen. Anshu Jain konnte schalten und walten, wie er wollte und kein einziger Risikomanager hat den Zeigefinger gehoben. Getreu deinem Beispiel: Entweder mir machen nichts, oder aber wir gehen ein extrem risikoreiches Geschäft ein und wenn das funktioniert, dann kriegt ihr auch was ab.

    Und wenn du hier schon einen Schwanzvergleich starten willst: Ich habe - wie du vllt inzwischen gemerkt hast - sogar in diesen Unternehmen gearbeitet. Zuletzt auch noch bei einen Hedgefonds. Insofern maße ich mir erst recht an, Ahnung von diesem Thema zu haben. Soviel dazu...