Toleranz ist doof!

  • Aussage

  • t.t.
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  • Toleranz ist doof!

    Hallo Leute.

    Ich bin mir nicht sicher, was mich dazu bewegt hat, dieses Thema anzusprechen.
    Da ich aber schon angefangen habe, ziehe ich es durch.

    Je besser meine Deutschkenntnisse wurden, desto unsicherer wurde ich beim Wort "Toleranz".
    Was es war, was mich stützig machte, wusste ich nicht genau.
    Es störte mich, dass in der Technik als Toleranz die zulässige Abweichung angenommen wird.

    Auch bei Menschen meines Freundeskreises, jedes mal, wenn sie mich "tolerierten", hatte ich das Gefühl der Schuld, der Ohnmacht und der erzwungenen Dankbarkeit. Übertrieben gesagt, war ich auf das Wohlwollen anderer angewiesen.

    Toleriert, akzeptiert werden (passiv)
    Tolerieren, akzeptieren (aktiv)

    Keiner meiner Freunde und meiner Bekannten konnte verstehen, was ich meinte, so dass ich anfing, an meinen Gefühlen zu zweifeln.

    Zufällig stiess ich auf folgende Seite:

    Quellcode

    1. http://www.tischler-ole-welzel.de/
    2. !!!unter Kaffeepause das Plakat ansehen!!!


    Der Kollege konnte meine Gedanken besser zum Ausdruck bringen als ich.

    Sprache ist ein mächtiges Instrument.
    Sie erschafft und verändert Bewustseine. Sie kann Gruppen und sogar Gesellschaften manipulieren.
    Ich möchte hier nur ein Beispiel einführen, wie sie manipulativ eingesetzt werden kann, um sogar die Geschichte, oder besser gesagt, das Verständniss von der Geschichte zu ändern:

    In diesem Land heisst der 1. Mai "Tag der Arbeit" und nicht "Tag der Arbeiter"


    Und die Moral von der Geschicht?
    Ich habe mich ausgeheult und eine Psychiatersitzung gespart.

    Ich möchte eure Toleranz nicht überstrapazieren und verdrücke mich.
    Schönen Abend.
  • Was Du mit diesem Thread aussagen willst und weshalb Dir das eine Therapiesitzung erspart, ist mir jedoch nicht klar geworden.


    Und ich dachte schon, dass ich der Einzige wäre.

    Edit: Auf besonderen User-Wunsch nochmal geöffnet. Bin ja mal gespannt.

    MfG Scarecrow
    "Homer,du bist dumm wie ein Esel und zweimal so hässlich. Wenn ein Fremder dich anspricht und mitnehmen will, nimm die Chance wahr!" - (Abraham Simpson)

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Scarecrow ()

  • tt schrieb:

    Toleriert, akzeptiert werden (passiv)
    Tolerieren, akzeptieren (aktiv)


    Ich glaube, zu verstehen, was Du meinst ;)
    Und falls ich mich nicht irre (a la Hadschi Halef Omar *bg*),
    sprichst Du damit ein Thema
    (im Sinne Kästner's, Tucholsky's und manch anderer) an,
    welches viel zu wenig heutzutage ins Bewusstsein gerufen wird.

    [Einschub]
    Ähnlich gestrickt, wie im meinem letzten Link (Beitrag im thread zum BP Wulf),
    wo sich Egon W. Kreutzer zum "Habendürfen" bzw.
    "Freunde-haben-Dürfen", bzw. "Vorteile aus Freundschaften nutzen zu dürfen" äußert ;) [Ende]

    Allerdings muss ich vorweg schickend auch hierzu ein sehr passendes Zitat aus Deinem Link klauen ;)
    „Diffizile est satiram non scribere.“
    Übersetzt: << Es ist schwer, keine Satire zu schreiben (nicht satirisch zu schreiben) >>
    Denn die Grenzen sind fließend...
    Wo Toleranz aufhört....Oder anfängt.

    Ja, d'accord :)
    Sprache, richtig eingesetzt, ist eine sehr mächtige Waffe
    oder um es mal klassisch auszudrücken ;)
    "Die Feder ist mächtiger als das Schwert".

    Was sich eben auch nicht nur im Umgang mit "Staatsaffären",
    sondern viel eher noch im "Alltag" beobachten lässt.
    Sofern man (sich) noch die Geduld, Muße und ein Quantum bewuste Aufmerksamkeit bewahrt hat.

    Da das aber nicht bei Allen der Fall ist,
    und "Brot und Spiele" oder heutzutage wohl besser
    "Konsum und 3D-Konsole" immer erfolgreicher vom Denken ablenken,
    heißt der
    "Internationale Tag der Arbeiterbewegung" am 1. Mai
    hierzulande schlicht im orwellschen Sinne
    "Tag der Arbeit", weil man ja nicht arbeiten muss :D

    Und der Gedenktag der deutschen Teilung hieß dementsprechend logisch ja auch "Tag der deutschen Einheit",
    eben deshalb,
    weil (damals) diese Einheit ja nicht bestand ;)

    Eigentlich ein Wunder,
    dass wir alle nicht monatlich staatlich verordnete Therapiesitzungen auf Rezept bekommen.

    Vielleicht aber auch nur Absicht,
    Vielleicht auch nur, um öffentliche Kassen zu schonen :D


    Wünsche ebenfalls eine gute Nacht :)

    muesli


    PS. @ t.t.
    Ein sehr netter Link, nebenbei :)
    Typisch Holzwürmer ...:D
  • t.t. schrieb:

    [...]Ich bin mir nicht sicher, was mich dazu bewegt hat, dieses Thema anzusprechen.[...]
    Kann es sein, dass Du dich – immer noch – nicht angekommen und angenommen fühlst, also einsam fühlst und „fremdlst“ (könnte ich nachvollziehen; die Sprache allein macht es nicht). Nebenbei: Mit „Neusprech“ muss man sich abfinden, bzw. muss den darin enthaltenen Manipulationsfaktor versuchen zu durchschauen).

    AnakinSky schrieb:

    Was Du mit diesem Thread aussagen willst und weshalb Dir das eine Therapiesitzung erspart, ist mir jedoch nicht klar geworden.
    Das glaube ich Dir ohne Weiteres (bitte nicht böse verstehen). Dazu müsste man mehr von t.t. wissen. Ich vermute, dass er sich – hoffentlich nur vorübergehend – auch unter Tausenden von Menschen derzeit einsam fühlt.

    AnakinSky schrieb:

    Toleranz und Akzeptanz werden von vielen Menschen synonym verwendet, sind es jedoch nicht.

    Toleranz oder Akzeptanz:

    Ich gehe als 7-jähriger mit zwei jüngeren Brüdern (einer davon wurde bald darauf umgebracht) durch das zerbombte Bahnhofsviertel. Der Krieg, in dem die Deutschen fürchterlich eine auf das Maul bekommen haben, liegt erst 6 Jahre zurück. Ich frage deutsche Kinder, die in den wassergefüllten Bombentrichtern auf Holzplanken „flößten“ in – zugegeben – sehr schlechtem Deutsch, ob wir mitspielen dürften.

    Es klingt heute noch in meinen Ohren:

    „Wo kemstna her“ (Wo kommt ihr her)
    „Aus Polen“
    „Mit Polackensai spuinma net“ (Mit Pollackensäuen spielen wir nicht)
    Darauf ein anderer Bub:
    „Lasses doch mitspuin, de kennan a nix dofir, dos Polackensai sand“
    (Lass` sie doch mitspielen, sie können doch nichts dafür, dass sie Polackensäue sind).

    War dieser Junge nun tolerant, oder akzeptierte er uns? Ich meine, weder das eine, noch das andere: Er hatte wohl Mitleid mit diesen zerlumpten Gestalten (Mitleid habe ich in meiner Erinnerung nur zwei Mal erlebt, beide Male war es mir peinlich). Ich nahm meine Brüder an die Hand und ging heim.

    Dein Beitrag hat mich dazu gebracht, über die Unterschiede der Begriffe nachzudenken (kommt gelegentlich vor). Der oben erwähnte Junge hätte uns also - aus Mitleid - toleriert (es war also richtig, zu gehen).

    Übrigens, (Halb)amtlich:

    to|le|rie|ren <sw. V.; hat> [lat. tolerare = (er)dulden]:
    1. (bildungsspr.) dulden, zulassen, gelten lassen (obwohl es nicht den eigenen Vorstellungen o. Ä. entspricht): jmdn. t.; der Staat toleriert diese Aktivitäten.
    2. (bes. Technik) eine Toleranz (3) in bestimmten Grenzen zulassen. - © Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 6. Aufl. Mannheim 2006 [CD-ROM].

    ak|zep|tie|ren <sw. V.; hat> [lat. acceptare, Intensivbildung zu gleichbed. accipere, zu: capere, kapieren]: annehmen, hinnehmen, billigen; anerkennen; mit jmdm. od. etw. einverstanden sein: eine Entschuldigung a.; der Vorschlag wurde von allen akzeptiert; sie wurde [als Chefin] von allen akzeptiert; er akzeptierte schließlich, dass er zurückstehen musste; er akzeptierte (nahm das Angebot an). - © Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 6. Aufl. Mannheim 2006 [CD-ROM].

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von joungster ()

  • Toleranz hat für mich nichts Herabwürdigendes für den „Tolerierten“, es hängt auch nicht von irgendeiner Norm ab; der Begriff berücksichtigt unsere Individualität (die Nationalität ist dabei nur eine Variable von vielen) und ist dialogisch ausgelegt: Toleranz bedeutet somit für mich das Akzeptieren meines Gegenübers in seinem So-sein genau wie ich von ihm erwarte, dass er mich akzeptiert, wie ich bin.

    Aber wie auch meine Vorposter bin ich der Meinung, dass es hier weniger um eine begriffliche Klärung als vielmehr um t.t.s Befindlichkeit geht.
    Wenn wir darüber diskutieren wollen müsste er sich noch mal äußern ….
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)
  • littleprof schrieb:

    [...]Toleranz bedeutet somit für mich das Akzeptieren meines Gegenübers in seinem So-sein genau wie ich von ihm erwarte, dass er mich akzeptiert, wie ich bin.
    Dieser (Ideal)Definition will ich mich gerne anschließen.

    littleprof schrieb:

    Aber wie auch meine Vorposter bin ich der Meinung, dass es hier weniger um eine begriffliche Klärung als vielmehr um t.t.s Befindlichkeit geht.
    Wenn wir darüber diskutieren wollen müsste er sich noch mal äußern ….
    Das ist bestimmt wünschenswert; könnte vielleicht auch ihm helfen.
  • Hallo,

    etwas zu (er)dulden, bedeutet für mich noch lange nicht, das ich es annehme, billige, oder gar anerkenne. Bestimme Verhaltensweisen kann ich zwar ertragen, aber ich bin damit weder einverstanden, noch erkenne ich sie an. Akzeptan und Toleranz sind für mich dabei, wie Schalen einer Zwiebel, Innnen die Akzeptanz, drumherum die Toleranz.

    Was Du joungster, als Kind erlebt hast, hat mich beim Lesen ziemlich betroffen gemacht und mich gleichzeitig an meine schwierige Kindheit in der Eifel erinnert, Dort war man noch nach zwanzig Jahren der Neue und wenn man, so wie ich, das Pech hatte, einen englischen Nachnamen zu führen und rein hochdeutsch erzogen worden zu sein (statt Plattdeutsch) und statt Fußball, dás Klavierspiel und Ballett erlernen zu müssen (meine Eltern waren tatsächlich der Meingung, dies diene meiner musischen Ausbildung am besten), dann kannst Du Dir in etwa den Spießrutenlauf vorstellen, den ich dort unter Gleichalterigen erlebt habe. Das Verhalten der Dorfbewohner, war im optimistischten Fall als tolerant zu beschreiben - so eine Art Minimalkonsens, in dem man darauf verzichtet, einen geteert und gefedert auf dem Balken durchs Dorf zu tragen. Da kann man schon ein kleines bißchen merkwürdig von werden, bzw. Die Bindungsbereitschaft und soziale Kompetenz, werden dadurch nicht unbedingt positiv beeinflußt.

    Der von Littleproof beschriebene Zusammenhang von Akzeptanz und Toleranz klingt sehr gut und würde in den unterschiedlichsten Beziehungen zu ganz neuen Möglichkeiten führen.

    Vllt möchte sich der TE dazu äußern - hier im FSB helfen wir uns gegeseitig immer gerne.

    Gruß
    AnakinSky
  • littleprof schrieb:

    Toleranz bedeutet somit für mich das Akzeptieren meines Gegenübers in seinem So-sein genau wie ich von ihm erwarte, dass er mich akzeptiert, wie ich bin.


    wobei das "so-sein" idr ein gewisses maß anders "anders-sein" beinhaltet.

    und zwar häufig genauso so viel oder so wenig "anders", dass es genug ist, um mir aufzufallen und meine - wie auch immer vorhandene - toleranz zu aktivieren.

    bei "ausreichendem" gleichklang ist ja toleranz meist gar nicht erforderlich.

    insofern ist ein bewußtsein von toleranz meist ja die basis vom bewußtsein der tatsache, dass es "anderes" überhaupt gibt.

    toleranz ist was tolles. solang es nicht aktiv eingefordert wird.
    und es ist irgendwie immer auch wertend. wenn ich so nachdenke drüber.
    wertend in dem sinn (jetzt nicht wertend, sondern beschreibend gemeint), dass zunächst MEINS das maß aller dinge ist. und dann, im 2.arbeitsgang, mach ich mir gedanken, inwieweit ich DEINS "tolerieren" kann (evtl sogar annehmen kann, es damit zu "meinem" mache)

    das erinnert mich auch an den begriff "gleichberechtigung" und an die diskussion, dass wahre gleichberechtigung dann exisiert, wenn es keine notwendigkeit für den begriff gibt, da die existenz des begriffs allein schon impliziert dass es auch die "ungleich-berechtigung" gibt, sozusagen.

    aber wir brauchen offenbar als menschen die möglichkeit, uns zu identifieren und auch, uns abzugrenzen, und damit brauchen wir auch toleranz.

    heut ist toleranz-fähigkeit genauso groß geschrieben wie kritik-fähigkeit.
    und mal ehrlich, beide fähigkeiten werden von uns - IN uns - immer wieder überschätzt, wir sehen uns idr gern als toleranter und kritikfähiger als wir wirklich sind.

    solang wir über toleranz nur reden, kein thema, sind wir es, volle kanne.
    aber laß mal eine situation aufkommen, mit "persönlicher betroffenheit", dann sieht man sehr schnell, wo die grenzen der vielgepriesenen toleranz tatsächlich sind.

    :rolleyes:

    respektvolle toleranz dann im "ernstfall" auch zu leben, kann ein harter lernprozess sein. immer wieder neu.

    der dann auch verändert. (einen selbst)

    ok, genug der worte :D
    Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, daß Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen.(E.B. Hall) # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • Toleranz ist die Fähigkeit, etwas unhinterfragt stehen lassen zu können. Wenn mein Nachbar anders ist als ich, dann sollte dies normalerweise kein Problem darstellen und man sollte die Toleranz aufbringen, ihn so leben zu lassen, wie es ihm beliebt. Probleme haben damit in erster Linie Missionare, die ihren eigenen (meist verkorksten) Lebenstil zum Maßstab für alle Welt machen und ihn gern zum Exportschlager machen würden. Dabei ist es völlig unerheblich, ob es sich z.B. um den 'american way of life' oder eine religiöse Vorstellung handelt. Und genau dort sollte Toleranz ihre Grenzen finden.

    Denn Toleranz ist ein zerbrechliches Gut. Auf Gegenseitigkeit angelegt gedeiht es gut, doch Einseitigkeit verträgt es nicht. Die Grenzen der Toleran sind da erreicht, wo es um intolerante Inhalte geht. Wenn man Intoleranz (gleich welcher Art) unterstützt, dann schafft man damit Toleranz ab. Und wenn Toleranz Intoleranz toleriert, dann schafft sie sich dadürch ab. Denn der Intolerante ergreift wie die Praxis ständig zeigt diese Gelegenheit sofort beim Schopfe und nutzt sie für seine Zwecke. Es ist übrigens meist der Intolerante, der lautstark Toleranz für seine Intoleranz einfordert.

    Wenn ich intoleranten Meinungen nicht respektvoll entgegentrete, dann tue ich dies, weil mir Toleranz etwas bedeutet. Aber ich bin nicht so naiv zu glauben, Intoleranz liesse sich durch Toleranz der Intoleranz bekämpfen - im Gegenteil.

    lg Konradin
  • Eine wichtige und notwendige Einschränkung eines Aufrufs zu Toleranz, Konradin. Dem würde ich auch unbedingt beipflichten.

    Eine weitere Dimension des Begriffs ist mir beim Lesen eurer Beiträge noch durch den Kopf gegangen: Toleranz ist in ihrem positivsten Sinne kein rein passiver Akt, d.h. ich lasse dem Gegenüber seine Individualität, halte sein Anderssein aus.
    Auch eine aktive Komponente sollte eingeschlossen sein, in dem ich in ner Diskussion z.B. die andere (gegenläufige) Meinung nicht nur toleriere, sondern bemüht bin, die Blickrichtung des anderen einzunehmen und dafür Verständnis zu finden (mit Ausnahme von Konradins Einschränkung); das kann ich unabhängig von meiner Gegenrede!

    In den Diskussionen hier im board ist das ganz gut zu beobachten ;)
    Z.B. kommt sorei in der Regel als (in dem beschriebenen Sinne) sehr tolerant rüber.


    PS:
    Während in einigen Beiträgen Toleranz ja als etwas positives verstanden wird hat der TS sie ja nicht als solches empfunden.
    Ich hoffe nicht, dass wir vor lauter Klugshicern gar nicht auf seine Bedürfnislage eingehen. :(
    Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit! (Erich Kästner)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von littleprof () aus folgendem Grund: Nachgedanken ...

  • Konradin schrieb:



    Denn Toleranz ist ein zerbrechliches Gut. Auf Gegenseitigkeit angelegt gedeiht es gut, doch Einseitigkeit verträgt es nicht. Die Grenzen der Toleran sind da erreicht, wo es um intolerante Inhalte geht. Wenn man Intoleranz (gleich welcher Art) unterstützt, dann schafft man damit Toleranz ab. Und wenn Toleranz Intoleranz toleriert, dann schafft sie sich dadürch ab. Denn der Intolerante ergreift wie die Praxis ständig zeigt diese Gelegenheit sofort beim Schopfe und nutzt sie für seine Zwecke. Es ist übrigens meist der Intolerante, der lautstark Toleranz für seine Intoleranz einfordert.

    Wenn ich intoleranten Meinungen nicht respektvoll entgegentrete, dann tue ich dies, weil mir Toleranz etwas bedeutet. Aber ich bin nicht so naiv zu glauben, Intoleranz liesse sich durch Toleranz der Intoleranz bekämpfen - im Gegenteil.

    lg Konradin


    uneingeschränkt ja.

    intoleranz kann ich versuchen, mit aufklärung zu beeinflussen.
    oft basiert intoleranz entweder auf unwissenheit, oder auch auf angst.
    nicht immer ist sich derjenige des einen oder anderen tatsächlich bewußt, sondern hat durchaus unter umständen andere erklärungsmuster....


    littleprof schrieb:

    ...
    Z.B. kommt sorei in der Regel als (in dem beschriebenen Sinne) sehr tolerant rüber....


    ich hoffe ich darf das als kompliment nehmen :knu: danke, ich bemühe mich immer wieder neu ;)

    (auch, andererseits, nicht in den von konradin beschriebenen fehler zu verfallen, andererseits)
    Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, daß Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen.(E.B. Hall) # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • Wenn ich bereit bin, das Anderssein des Nachbarn stehen zu lassen, dann empfinde ich es auch nicht als Bedrohung. Ich muss mich nicht zwingend damit auseinandersetzen, aber kann es durchaus tun. Bestenfalls entsteht daraus eine (z.B. kulturelle) Inspiration, welche mein bisheriges Empfinden nicht ersetzt, aber ergänzt und somit bereichert.

    Nicht zwingend müssen andere Standpunkte das eigene Tun beeinflussen (denn die Lebenssituationen sind machmal durchaus nicht nur unterschiedlich, sondern gar gegenläufig), aber sie erweitern zumindest den eigenen Horizont und machen das gemeinsame Miteinander (oder zum Teil auch nebeneinander her) leichter.


    Insofern möchte ich auf Toleranz keinesfalls verzichten. Denn eine Welt ohne Toleranz ist auf Dauer dem Untergang geweiht und einfach nur arm.

    lg Konradin
  • ....was noch nicht erwähnt ist (so mein eindruck) ist die toleranz, die man auch sich selbst ggü haben sollte....

    gerade leute, die "immer" 150% geben zb....

    Imer wieder ist man selbst sein strengster kritiker, auch da braucht es toleranz, mit den eigenen unzulänglichkeiten:
    je eher ich da tolerant sein kann, desto eher kann ich mir listen diese unzulänglichkeiten (oder wie genau immer man es nennt) auch wahrzunehmen. ;)
    Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, daß Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen.(E.B. Hall) # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)
  • Hallo Leute.

    Ich freue mich riesig zu sehen, dass eine interessante Diskussion im Gange ist.
    Ich habe viele differenzierte Beiträge gelesen, die mich zum Nachdenken angeregt haben.
    Ich danke auch den Moderatoren, dass sie den Beitrag wieder geöffnet haben.
    Ich würde gern auf viele der Beiträge eingehen, aber ich lasse es, weil sonst mein Beitrag zu lang wird.
    Ich möchte nur auf zwei Sachen eingehen:

    Ich lebe schon sehr langem in diesem schönen Land und bin sehr gut hier aufgenommen. Den Beitrag habe nicht aus Frust geschrieben, sondern nur als Anregung. Und, wie ich sehe, tat ich richtig.
    Das mit der Psychiaterstunde, war nur ein blöder Witz zur Auflockerung.

    Es gibt in der deutschen Sprache das schöne Wort „Empathie“.
    Ich bin der Meinung, dass, sollten alle Menschen in der Lage sein, Empathie zu empfinden (die Fähigkeit, sich in die Gefühlslage des anderen zu versetzen und sie aus seiner Sicht zu sehen), die Wörter „Toleranz und Akzeptanz“ Makulatur, weil selbsverständlich wären.

    sorei schrieb:

    ....was noch nicht erwähnt ist (so mein eindruck) ist die toleranz, die man auch sich selbst ggü haben sollte....
    gerade leute, die "immer" 150% geben zb....
    Imer wieder ist man selbst sein strengster kritiker, auch da braucht es toleranz, mit den eigenen unzulänglichkeiten:
    je eher ich da tolerant sein kann, desto eher kann ich mir listen diese unzulänglichkeiten (oder wie genau immer man es nennt) auch wahrzunehmen. ;)


    Erlaube mir hierauf mit einem persönlichen Erlebnis zu antworten.
    Schon seit der Kindheit hielt ich mich für einen „toleranten“ Menschen, der Vorurteile verabscheut und sie bekämpft. Ich dachte, ich hätte keine.
    Eines Tages, musste ich beruflich zu einer Institution und mit der Leitung sprechen. Am Telefon erfuhr ich, dass die Leiterin Müller hieß. Als ich ankam, machte mir eine kleine Frau aus Fernost die Tür zum Büro auf. Dem „toleranten, vorurteilsfreien Mann“, der ich zu sein glaubte, fiel nichts anderes ein, als die Putzfrau, mit der ich zu sprechen dachte, nach Frau Müller zu fragen.
    Ich war noch nie in meinem Leben so rot geworden wie, als ich erfuhr, dass diese kleine Frau die Leiterin war.

    Ich gebe dir also nicht ganz Recht. Wenn wir aufhören, uns gegenüber kritisch zu sein, haben wir verloren.
  • t.t. schrieb:


    Ich gebe dir also nicht ganz Recht. Wenn wir aufhören, uns gegenüber kritisch zu sein, haben wir verloren.


    oh, wenn ich so rübergekommen bin, hab ich mich nicht gut ausgedrückt:

    mir gehts immer wieder um Balance.

    Nein, ich stimme Dir zu, wir brauchen Kritikfähigkeit uns selbst gegenüber. Dringend.

    Mein Kommentar war ein wenig anders gemeint:

    gerade wenn ich mir selbst gegenüber auch tolerant sein kann, bin ich unter Umständen eher in der Lage, AUCH kritisch mir selbst gegenüber zu sein, ohne darunter zu leiden.

    Sich selbst gegenüber kritiklos zu sein und das dauerhaft, heißt letztlich stehenbleiben, und auch nicht mehr lernen können.

    Was andererseits nicht automatisch heißt, dass der Betroffene darunter leiden muß. Idr wohl aber die Umgebung.... ;)


    PS: sorry, hab das "Schmankerl" erst im Nachhinein gelesen. Hätte mir genauso passieren können. Ich versteh Deine Reaktion. :)
    Ich bin zwar anderer Meinung als Sie, aber ich würde mein Leben dafür geben, daß Sie Ihre Meinung frei aussprechen dürfen.(E.B. Hall) # Ever tried, ever failed, no matter. Try again, fail again, fail better. (Beckett) # You are only given one little spark of madness. You mustn't lose it. (R.Williams) # Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.(Clarke)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von sorei ()

  • Ich sage immer Toleranz ist keine Einbahnstrasse.
    Wer Toleranz fordert oder eingeräumt bekommen möchte, ist meiner Ansicht nach auch zu einem Entgegenkommen verpflichtet. Keine Leistung ohne Gegenleistung; das wird in den Toleranzdiskussionen manchmal vergessen.
    Dummheit frisst, Intelligenz säuft
  • Konradin schrieb:

    Wenn ich intoleranten Meinungen nicht respektvoll entgegentrete, dann tue ich dies, weil mir Toleranz etwas bedeutet. Aber ich bin nicht so naiv zu glauben, Intoleranz liesse sich durch Toleranz der Intoleranz bekämpfen - im Gegenteil.


    Wahre Worte!

    Denn allzuoft sind gerade diejenigen, die unsere Toleranz ihnen gegenüber so vehement einfordern, mehr als intolerant in jeglicher Hinsicht.

    Ich toleriere und akzeptiere, wenn Menschen andere Auffassungen von Gesellschaft, Leben, Religion oder Kultur haben. Ich erwarte allerdings auch, dass meine eigenen Auffassungen von Menschen mit anderen Ansichten akzeptiert werden. Selbst als Atheistin zwinge ich niemand auf, seinen Glauben an fiktive Gottheiten zu unterlassen oder Ähnliches.

    Aber schon von Gesetzes her werden religiöse Ansichten geschützt, atheistische hingegen nicht.


    Dies nur als kleiner Exkurs dessen, wie ich Toleranz verstanden haben möchte. Auf jeden Fall, frei nach Rosa Luxemburg und Konradin, endet für mich die Toleranz dort, wo Intoleranz als Gegenspieler am Tisch sitzt.